Noch nicht geblättert, aber gerade online gelesen habe ich das Dossier in der aktuellen BRIGITTE. Sie trägt eigentlich den Titel „Frauen auf dem Sprung“, doch von großen Sprüngen – zumindest karrieretechnisch – ist darin wenig zu lesen. Die kommentierten Ergebnisse des Studien-Updates gibt es übrigens auf 57 (!) Seiten hier nachzulesen. Es geht in der aktuellen Studie um enorm viel Druck auf Frauen, auch bevor sie überhaupt Mutter werden. Es geht um Sackgassen, Zwickmühlen und Gewissensbisse – egal wie Frauen sich entscheiden. „Noch nie waren Frauen zwischen 25 und 35 so zerrissen. Sie wollen Karriere machen und Geld verdienen. Aber sie wünschen sich auch Kinder und einen Mann, der sie unterstützt. Viele Frauen fühlen sich als Teilzeitmütter aussortiert, können nicht die Karriere machen, die sie sich gewünscht haben. Die Entscheidung zwischen Kinder ohne Karriere oder Karriere ohne Kinder ist ein großes Thema dieser Generation. Fazit: Die Frauen stehen gewaltig unter Druck.„, heißt es im Dossier.
Da ist sie wieder, die Entscheidung, die offenbar auch im Jahr 2012 nur die Optionen Karriere ohne Kinder und Kinder ohne Karriere kennt. „Die Berufstätigkeit von Frauen hat sich durchgesetzt, flexible Arbeitszeiten und mehr Möglichkeiten für die Kinderbetreuung ermöglichen das. Aber: Kinder und Karriere sind nach wie vor kaum zu vereinbaren. Mütter hocken auf Halbtagsstellen – und sind aussortiert. Nicht als Arbeitnehmerin, aber als Mitarbeiterin, der man verantwortungsvolle, gut bezahlte Aufgaben überträgt. Teilzeitarbeit wird gesellschaftlich nicht wertgeschätzt.“
„Der Wertewandel der Männer ist eindrucksvoll“, wird Jutta Allmendinger, wissenschaftliche Leiterin der Studie und Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung zitiert. Doch zwischen dem, was Männer in Studien angeben und welche tatsächlichen Veränderungen in der Praxis damit einher gehen, scheinen doch noch Welten zu liegen. 76 Prozent der Männer wollen heute eine Partnerin, die ihren eigenen Unterhalt verdient, doch immer noch leisten Frauen neben ihrem Beruf leisten sie zu Hause weiterhin die meiste Arbeit. Es klingt ein bisschen wie „Schatz, natürlich ist mir deine Karriere wichtig und ich finde es toll, wenn du mir nicht auf der Tasche liegst. Aber das bisschen Haushalt und die Kinder wuppst du trotzdem so nebenbei, oder?“
Sei es in Hinblick auf die Einstellung von Männern oder die Voraussetzungen am Arbeitsplatz – Frauen sehen ihre Situation als berufstätige Mutter in Deutschland alles andere als rosig. Die Studie stellt fest: „Obwohl sie heute eher als 2007 meinen, dass Unternehmen auf die Belange von Eltern eingehen, sehen sie mit Kindern ihre Chance auf eine Karriere dahinschwinden. 53 Prozent der Frauen stimmten 2012 der Aussage zu: Wer Kinder hat, kann keine wirkliche Karriere machen.“ Ein Blick auf die Ergebnisse von 2007 zeigt, dass damals nur 36 Prozent der Frauen dieser Meinung waren.
Wie so oft lohnt sich ein Blick in die Kommentare, denn dort kommentierte jemand: „Karriere betrifft wenige Prozent überhaupt nur in diesem Land und ist für die meisten zu vernachlässigen. Eine Arbeit, die ernähren kann und später für eine eigenständig Rente sorgt, wäre ein Gewinn.“ Dem stimme ich zu und würde es dennoch erweitern wollen, denn – man sage jetzt, dass sei typisch Frau – mir ist es wichtig, dass mein Job mich fordert, mich persönlich und fachlich weiterbringt. Ein berufliches Dasein auf einem aussortierten Posten, auch wenn er mich ernähren und mir meine Rente sichern würde, kommt für mich nicht in Frage.
Habt ihr das Dossier oder die Studienergebnisse gelesen? Und wenn ja, wie sehr ihr das mit den sprungbereiten Frauen unter Druck?
Ich bin eine von denen die Beides managt. Kind und Job, Vollzeit und in Führungsposition. Natürlich ist es nicht einfach, auch wenn die Unterstützung durch die Familie fehlt. Zum Glück habe ich einen lieben Mann, der es „ausgehalten“ hat als ich mich 2007, als unsere Tochter in die Schule kam, dazu entschloss noch einmal zu studieren. Und das neben einem Vollzeitjob. Rückblickend muss ich sagen, gut das ich viele Dinge ohne große wenn und aber angegangen bin. Das letzte Studienjahr war hart, doch seit zwei Jahren habe ich das Diplom in der Tasche und leite seit über drei Jahren eine Kita. Meiner kleinen Familie geht es gut, und… wir haben alles alleine geschafft. Eine große Portion Ergeiz gehört natürlich dazu und ein Arbeitgeber, der es ermöglich sich zu entwickeln.