Wenn ich als berufstätige Mama nicht arbeite, aber auch keine Freizeit genieße, dann liegt das manchmal daran, dass ich mich weiterbilde. Und wenn an einem Weiterbildungstag wie heute die Sonne die Kursteilnehmer nach draußen lockt, dann folge ich mit Kaffeetasse in der Hand und Smartphone in der Tasche dem allgemeinen Getrappel vor die Tür. Ein Schluck Kaffee, plaudern und schnell mal zwischendurch die Mails checken… Ja, ja, immer das gleiche mit den Daueronlinern!
Eine Mail vom Google Alert lässt mich wissen, dass es eine neue Meldung zum Stichwort „Berufstätige Mütter“ im Netz gibt. Der Titel „Fast 70 Prozent der berufstätigen Mütter haben mindestens einmal am Tag das Bedürfnis nach einer Auszeit“ klingt schon mal wichtig genug, um auch den Rest der Meldung zu lesen. Eine hohe Prozentzahl von irgendwas klingt immer nach Ergebnissen einer mehr oder weniger wichtigen Studie oder zumindest nach Umfrageergebnissen von Institut Soundso. Im Text folgen Schlagworte wie „Frauen müssen Familie und Beruf unter einen Hut bringen„, „Organisationstalent“ und da ist auch die Erwähnung von Ergebnissen einer „Umfrage des Meinungsforschungsinstituts„.
Doch dann sehe ich den Auftraggeber der Umfrage, die letztlich herausgefunden haben will, dass fast alle berufstätigen Mütter sich mindestens einmal am Tag nach einer Auszeit sehen, aber sich nur die Hälfte tatsächlich eine gönnt, und muss schmunzeln. Nestlé ist Auftraggeber und nutzt diese diese Schlagwort-triefende Meldung dazu, um zu vermelden, dass das YES Törtchen wieder auf dem Markt sei. Wie wichtig für eine gelungene Auszeit neben der geliebten Tasse Kaffee auch ein Schokoladenriegel sein kann, lässt Nestlé im weiteren Text dieser Meldung auch von einer „Diplom-Psychologin und selbst Mutter von vier Kindern“ bestätigen: „Ein süßer Snack zaubert den meisten Menschen ein Lächeln auf das Gesicht. Dies ist ein Weg, sich selbst einmal auf die Schulter zu klopfen und zu belohnen.“
Diese Meldung dient auf jeden Fall dazu, dass ich mir nach einem weiteren Schluck aus meiner Kaffeetasse fast vor Lachen auf die Schenkel klopfe. Berufstätige Mütter wissen bestens um die Herausforderungen, die der Beruf und das Muttersein mit sich bringen. Manchmal sind wir vielleicht auch zu bedauern, weil wir uns nicht so viel Auszeit nehmen können, wie wir vielleicht sollten. Aber dass Nestlé uns so dazu bringen will, uns in den knapp bemessenen Pausen ihr sogenanntes „Torty“ einzuverleiben, zeugt nicht von gutem Geschmack.
Wer sich die Pressemitteilung im Ganzen durchlesen will, klickt hier.
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