Was ich so „Bloggen“ nenne, ist an so manchen Abenden nicht mehr, als ich quer durch’s World Wide Web zu hangeln, endlos viel zu lesen, weniger zu kommentieren, als ich das gern möchte und ein paar Fundstücke und Gedankenfetzen für einen neuen Blogartikel zu notieren. Oftmals fristet dieser dann lange Zeit als unveröffentlichter Entwurf sein Dasein. So erging es auch meinen spontanen Reaktionen zu einer Sendung auf ZDF info: „Log in: Rabenmutter oder Powerfrau?„. Für den phantasievollen Untertitel „Zwischen iPhone und iSprung: Wie lässt sich Beruf und Familie vereinbaren?“ möchte ich heute noch am liebsten jemandem aus der Redaktion einen Klaps auf den Hinterkopf geben. Inhaltlich ging es weder um das eine noch das andere. Das liebe Betreuungsgeld war Hauptgegenstand der Diskussion. Aus meiner Sicht eine ziemlich fade Sendung. Doch ein Zitat blieb bei mir hängen. Birgit Kelle, eine der geladenen Gäste auf der sogenannten Bank der Familienexperten sagt etwas zur berühmten Vereinbarkeit von Familie und Beruf, die sie zumindest für Mütter mit jungen Kindern glatt weg für einen Mythos hält: „Da gibt’s nix zu vereinbaren, da gibt’s nur Dinge zu addieren.“
Ich habe mich auch schon oft gefragt, warum man bei der viel zitierten Vereinbarkeit oftmals so spricht, als gälte es, zwei von Grund auf unvereinbare Gegensätze unter einen Hut zubringen. Rein praktisch ist an dem Gedanken schon etwas dran. Ich kann zur selben Zeit entweder konzentriert meiner (bezahlten) Arbeit nachgehen oder ich kann mich ganz meinen Kindern widmen. Natürlich kann ich auch ein kurzes dienstliches Telefonat führen, während ich meinem Sohnemann dazu verhelfe, seiner bunten Wurst aus Knete noch zwei Augen aus Knetekügelchen zu verpassen, damit daraus eine gefährliche Schlange wird. Aber als Dauerzustand funktioniert das nicht. Zum Glück muss ich mich aber nicht für komplette 24 Stunden für oder gegen die Arbeit bzw. für oder gegen meine Kinder entscheiden.
Auch wenn ich bei besagter Sendung nicht mit allem, was Frau Keller von der Familienbank verlautete einverstanden war, gefällt mir das Modell mit dem Addieren doch ganz gut. Als pragmatisch veranlagter Mensch höre ich mir alle weisen Ratschläge vom richtigen Zeitmanagement als Mutter und von der nötigen Flexibilität so lange gerne an, wie anerkannt wird, dass auch ein Tag als Mutter nach der üblichen Zeitrechnung läuft. Das Verlangen, man müsse Familie und Beruf ohne Murren und Knurren miteinander vereinbaren und das eine dürfte nie in den Bereich des anderen übergreifen, ist für mich nicht nachvollziehbar. Ich habe auch einige Zeit gebraucht, um das schlechte Gewissen abzulegen. Ich selbst stehe meinem Arbeitgeber in Teilzeit zur Verfügung. Und die Vollzeit dieser Teilzeit kann er sich gewiss sein, dass ich die volle Leistung bringe. Neulich las ich im Zweitblog der desperateworkingmom: „Das berühmte schlechte Gewissen berufstätiger Mütter habe ich natürlich auch zur Genüge ausgekostet. Den Kindern gegenüber, wenn ich nicht bei ihnen sein konnte, dem Arbeitgeber gegenüber, weil ich nicht volle Leistung bringen konnte,…“
Wer übrigens die Desperate Working Mom (kurz DWM) und ihre unterschätzten Bestleistungen an allen Fronten noch nicht kennt, dem empfehle ich dringend ihren Blog. Die Geschichten rund um BusyBody, ApplePolisher und die anderen Kollegen sind einfach zu köstlich geschrieben.
Auch freue ich mich über weitere Rechenmodelle zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Je mehr ich darüber nachdenke, ist es vielleicht doch keine einfache Addition, sondern eher eine Gleichung mit mehreren Unbekannten.
Hallo !
Ich suchte etwas mehr über Birgit KELLE zu lesen, – so landete ich hier.
Und stieß auf „… ich bin eine Latte-Macchiato-Mom“. – Wie bitte, was ist das denn ?
Und dann auch wieder unbedingt (d)englisch ?! – Ist denn diese eine Silbe mehr zuviel von Mut-t e r ?!
Viel Grüße !
Da der Blog http://www.networkingMOM.de heißt und nicht http://www.networkingMUTTER.de, lag das „Mom“ für mich natürlich näher als „Mutter“. Aber die Anregung habe ich gern aufgenommen und jetzt einfach „Mama“ gewählt. Der „Latte Macchiato“ bleibt aber… :-)
Der (komische) Begriff stammt übrigens nicht aus meiner Feder sondern aus einer Trendstudie vom September 2006 „Modern Moms – Lebenswelten zwischen Kindern, Karriere und Konsum“. Hier zum Weiterlesen: http://www.berlinfreckles.de/berlin/latte-macchiato-mutter-ja-ich-bekenne-mich-schuldig/2012/01/04/