„Vielfach sind es die Frauen selbst, die sich ihrer beruflichen Chancen nach der Babypause berauben.“
Zu passiv, zu spät und zu wenig selbstbewusst – so lassen sich die Kardinalfehler vieler Mütter bei der Planung ihres Wiedereinstiegs beschreiben. Zu passiv, weil viele Frauen ihre Rückkehr ins Büro lediglich auf sich zukommen lassen, statt sie vor dem Weggang aktiv zu planen. Das sagt zumindest der etwas ältere Artikel „Babypause: Die Fehler der Frauen“, den ich auf FOCUS Online gefunden habe.
Mütter haben das haben das Gefühl, niemandem mehr gerecht zu werden
Dass viele Frauen nach der Babypause nicht mehr richtig Tritt fassen, hat aber auch mit dem schlechten Gewissen zu tun. Sie haben das Gefühl, niemandem mehr gerecht werden können. Der Firma nicht, der Familie nicht – und dem eigenen Kind schon gar nicht. Rabenmutter scheint auf der Stirn zu prangen, bloß weil sie nicht zwei oder mehr Jahre ausschließlich in Krabbel-Gruppen oder beim Babyschwimmen verbringen wollen.
Andererseits quälen sich viele auch mit dem Gefühl, durch die Babypause das Unternehmen im Stich gelassen zu haben. „Viele Frauen verhalten sich bei Personalgesprächen, als hätten sie sich etwas zu Schulden kommen lassen“, sagt Karriereberater und Buchautor Jürgen Hesse. Dabei haben sie das eben nicht. Diese Frauen haben zwar kindbedingt pausiert, aber sie haben dennoch einen Job gemacht, einen anderen Job. Wer in sein altes Berufsleben zurückkehrt, sollte sich angesichts dieser Leistung nicht verstecken.
„Wer mit dem Chef früh und clever verhandelt, kann sich sein Wunsch-Familienleben schaffen und dennoch seine Karrierechancen sichern“, sagt Hesse.
„Irgendwer sieht schon, wie fleißig ich bin“ ist ein femininer Denkfehler
Wer aber aus Schuldgefühlen seine Karriere nicht in die Hand nimmt, der darf sich auch nicht wundern, wenn ihm keine spannenden Jobs mehr angeboten werden. Auch der verbreitete feminine Denkfehler, „irgendwer sieht schon, wie fleißig ich bin“, führt zu keiner besseren Position – und erst recht nicht zu attraktiven Arbeitszeiten, die auch mal einen freien Nachmittag ermöglichen und Freiräume schaffen.
Angebot und Nachfrage gelten auch im Arbeitsleben, sagt Hesse. „Arbeitnehmer verkaufen eine Ware – ihre Arbeitskraft. Ihr Kunde ist der Arbeitgeber. Ihn müssen sie von ihrem Produkt überzeugen.“ Dazu gehöre es auch, seine Leistung – wenn auch in Teilzeit – entsprechend gut zu verkaufen. Sie müssen den Arbeitgeber an sich binden – etwa, weil sie besondere Expertise haben und diese ausbauen oder aber weil sie ein Arbeitszeitmodell wählen, das Chef wie Kunden viel Präsenz zeigt (vier halbe Tage statt zwei volle). „Den Chef anfixen“, nennt es der Berater.
Tipps für den gut geplanten Wiedereinstieg
Welche Tipps er konkret für den gut geplanten Wiedereinstieg nach der Babypause hat, kann man in ganzer Länge hier nachlesen. Die Kurzfassung in Schlagworten liest sich auf den ersten Blick einfach und schlüssig: Chef zuerst – Eigene Wünsche klären – Umhören – Chefperspektive einnehmen – Schnell wiederkehren – Clever verhandeln – Rückkehrmodelle fixieren – Kontakt halten in der Babypause – Kollegen ins Boot holen – Am Ball bleiben
Und was, wenn alle Stricke reißen und die Rückkehr trotz aller befolgten Tipps anders lief als geplant? „Mut zum Neuanfang“, rät der Psychologe Hesse. Frauen sollten sich nicht scheuen, auch als Mutter einen neuen Job zu suchen. Selbst aus der Elternzeit heraus könne man sich bewerben…
Hallo!
Ich bin jetzt erst auf Deinen Artikel gestoßen und ich muss sagen, das trifft nur teilweise zu. Was ist denn mit der Perspektive der Chefs? Die Meisten denken doch, och neee so ne Mutter fällt ständig aus, will eh nur Teilzeit arbeiten und bringt gar nicht mehr die Leistung. Das find ich entscheidener, als auf solchen Klischees rumzureiten, dass Frauen sich unter Wert verkaufen.
Ich habe die Tipps befolgt, Kontakt gehalten, Gespräche gesucht, verhandelt. und was ist: Tja, Ihre Stelle gibt es nicht mehr. Wir können Sie nicht gebrauchen…. Und der Arbeitsvermittler: Sie sind doch eh unvermittelbar! Sie haben ein Kind, möchten Teilzeit arbeiten und sind unflexibel was den Wohnort betrifft! Das wird nix.
Ging noch drei anderen Müttern in meinem Umfeld so. Die wollten alle sehr gern arbeiten, die wissen alle was sie können, verkaufen sich gut, sind kompetent und haben nicht ihr Wissen und Hirn abgegeben an der Kreißsaaltür. Die kamen aber an spießige Chefs die nicht erkennen, wei viel Potential in einer Mutter steckt, die nämlich meist effizienter arbeiten als einer der ständig rauchen geht. Aber das arme Mutter Weibchen ist ja selbst schuld wenn es keinen Wunschtraumjob bekommt.
Absolut richtig. Aus Chefsicht ist es auch sehr einfach, zu behaupten, es läge an den Teilzeitmuttis selbst, die erstens ständig mit schlechtem Gewissen gegenüber Kindern, Mann und der Firma herumlaufen und sich dazu noch unter Wert verkaufen.
Es verwundert wohl nicht, dass die Festellungen/Behauptungen aus dem Mundes eines Karriereberaters stammen und nicht einer Karriereberaterin.
Eigentlich müsste ich direkt mal Herrn Hesse fragen, wie man aus seiner Sicht die Chefs knackt, bei denen sofort die Klischeeschublade im Hirn aufgeht, wenn Kinder ins Spiel kommen.
Hallo!
Also scheinbar habe ich dann den Aufbau deines Blogs falsch verstanden, und dies spiegelt nicht deine Meinung wider.
Ja frag ihn doch mal. Wahrscheinlich wäre das eine Arbeitsmarktrevolution ;-)
Liebe Grüße!
Hallo,
„der Chef“, diese Pauschalisierung sagt ja schon alles. Es gibt wohl keine weiblichen Chefs?
Ich finde es schade, dass es immer nur so dargestellt wird, als ob jede Frau in einem Büro mit einem männlichen Chef arbeitet und es irgendwie doch bestätigt wird, dass man die Kinder zurückstellen muss.
Was ist mit den Frauen, die zu wenig verdienen, um sich Krippe und eine Tagesmutter im Krankheitsfall leisten zu können? Pech gehabt? Sehr schade.